Gold glänzt stärker denn je

28. Oktober 2024

Die Krisenwährung Gold verspürt nach wie vor einen starken Drang nach oben und markiert in diesem Jahr Rekorde wie am Fließband. Bislang verteuerte sich das gelbe Edelmetall seit dem Jahreswechsel auf Dollarbasis um 33 Prozent und in Euro gerechnet um 36 Prozent.

Goldpreis überwindet die Hürde von 2.700 Dollar

Die Liste an Kaufargumenten ist bei Gold mittlerweile relativ lang geworden. Mit dem am 18. September erfolgten Wechsel der US-Notenbank Fed vom restriktiven in den expansiven Modus, sinken bei Gold die Opportunitätskosten, die Goldbesitzern durch den Verzicht auf Zinsen zwangsläufig entstehen. Weil an den Finanzmärkten – diesseits wie jenseits des Atlantiks – mit weiteren Zinssenkungen gerechnet wird, dürfte sich die Attraktivität von Gold verbessern und das Ansehen von Anleihen eher verschlechtern. Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group deuten die Fed-Fund-Futures mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 69 Prozent darauf hin, dass Ende 2025 die US-Leitzinsen ihr derzeitiges Niveau um mindestens 125 Basispunkte unterschreiten werden.

Für den Kauf von Gold sprechen aber auch die geopolitischen Risiken hinsichtlich der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie den Spannungen zwischen China und den USA. Und die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl am 5. November dürften den Goldkauf – unabhängig vom Wahlausgang – eher rechtfertigen als obsolet machen, schließlich will weder Kamala Harris noch Donald Trump den stetig wachsenden Schuldenberg nachhaltig bekämpfen.

Nur zur Erinnerung: In den ersten neun Monaten 2024 haben sich die US-Staatsschulden von 34,0 Billionen auf das Rekordniveau von 35,3 Billionen Dollar erhöht. Die Analysten der Bank of America haben diese Entwicklung zum Anlass genommen, mit Blick auf Gold ihr Kursziel für Ende 2025 auf 3.000 Dollar anzuheben und das Edelmetall als „letzten sicheren Hafen“ zu bezeichnen.

Notenbankensektor weiter in Kauflaune

Der angesehene Rohstoffinvestor Frank Holmes von U.S. Global Investors weist in seinem Mitte Oktober veröffentlichten Kommentar darauf hin, dass sich mit 36.000 Tonnen Gold ungefähr ein Fünftel der weltweit jemals zu Tage geförderten Goldmenge in den Tresoren der internationalen Notenbanken befinden. Außerdem hätten sie in den vergangenen zehn Jahren jede achte Feinunze der globalen Goldfördermenge abgegriffen. Seit dem Jahr 2009 übertrafen per Saldo in jedem Jahr die Goldkäufe die -verkäufe (siehe Grafik) zeitweise um mehr als tausend Tonnen. Er betrachtet Gold übrigens als „ultimatives Sicherheitsnetz“.

Verstärkte Kauflaune herrscht gegenwärtig aber auch im globalen ETF-Sektor. Nachdem der World Gold Council für die Monate Januar bis April Goldabflüsse in einer Größenordnung von 13,4 Tonnen (März) bis 50,9 Tonnen (Januar) gemeldet hatte, drehte dieser Negativtrend mittlerweile eindrucksvoll nach oben. Von Mai bis September schwankten die Zuflüsse zwischen 8,2 Tonnen (Mai) und 47,7 Tonnen (Juli) und summierten sich seither auf über 120 Tonnen. Ein Großteil dieser Goldkäufe ging auf das Konto nordamerikanischer und europäischer Investoren (40,4 Prozent vs. 38,6 Prozent). Sie haben sich im ersten Halbjahr im großen Stil von ihren ETF-Goldbeständen getrennt und wechselten nun offensichtlich wieder ins „Bullenlager“.

Seit 2009 treten Notenbanken als Nettokäufer von Gold in Erscheinung

Seit 2009 treten Notenbanken als Nettokäufer von Gold in Erscheinung

Angaben in metrischen Tonnen, Stand: Oktober 2024

Quelle: WGC, U.S. Global Investors

Fazit:

Die Krisenwährung verweigert sich derzeit hartnäckig einer nennenswerten technischen Korrektur. Leichte Rückschläge werden stets als attraktives Einstiegsniveau interpretiert. Wer Gold nicht als Spekulationsobjekt, sondern als langfristiger Vermögensschutz betrachtet, sollte weiterhin an dem seit Generationen bewährten Krisenschutz festhalten – denn an Krisen mangelt es derzeit wahrlich nicht.

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