Krisenwährung Gold mit verhaltenem Jahresauftakt
30. Januar 2024
Aufgrund der nachlassenden Hoffnung auf sinkende Zinsen legte der Goldpreis einen verhaltenen Start ins neue Jahr hin. Verkäufe an den Terminmärkten und im ETF-Sektor bescherten dem gelben Edelmetall einen Monatsverlust in Höhe von 1,3 Prozent (Stand: 30.01.24).
Abgekühlte Zinsfantasie belastet
Mit Blick auf die Stimmung an der „Zinsfront“ gab es im Januar eine massive Eintrübung zu beobachten, was sich besonders gut am FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group ablesen lässt. Dieses zeigt derzeit nämlich eine Wahrscheinlichkeit von „lediglich“ 47 Prozent an, dass am 20. März ein Zinsschritt nach unten erfolgen wird, nachdem vor einem Monat hier noch ein Wert von 88 Prozent angezeigt worden war. Rückläufige Zinsen gelten in der Finanzwelt als vorteilhaft für Gold, weil dessen Besitzern in solchen Marktphasen der Verzicht auf Zinsen leichter fällt.
Zwei Faktoren waren für den leicht negativen Jahresstart hauptverantwortlich. Erstens: An den Terminmärkten ging es mit dem Optimismus der spekulativen Marktakteure sukzessive bergab. Diese Tendenz war vor allem unter großen Terminspekulanten auszumachen. Deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) musste nämlich seit Ende Dezember einen Rückgang von 207.700 auf 169.500 Futures (-18,4 Prozent) hinnehmen. Zweitens: Verstärkte Verkäufe gab es zudem im ETF-Sektor zu beobachten, wo vor allem bei europäischen und nordamerikanischen Gold-ETFs erhebliche Abflüsse registriert wurden. Diese beliefen sich per Saldo auf über 45 Tonnen (Stand: 26. Januar) und schlugen in erster Linie in den beiden Regionen Europa (minus 16,3 Tonnen) und Nordamerika (minus 31,6 Tonnen) zu Buche. Obwohl in den vergangenen drei Jahren ETF-Abflüsse im Gesamtvolumen von 543 Tonnen gemeldet wurden, summieren sich die weltweiten Zuflüsse seit dem Jahr 2010 auf 1.365 Tonnen (siehe Tabelle bzw. Grafik).
Warum Gold weiterhin ein guter Kauf bleibt
Insbesondere in Deutschland leiden Geldanleger weiterhin unter einer relativ hohen Inflationsrate. Während im Dezember zum Beispiel in den USA (3,4 Prozent) und der Eurozone (2,9 Prozent p.a.) bei der Geldentwertung niedrigere Raten veröffentlicht wurden, mussten deutsche Konsumenten eine jährliche Teuerung in Höhe von 3,7 Prozent hinnehmen. Weil deutsche Staatsanleihen aufgrund ihrer relativ soliden Bonität eher magere Zinsen bieten, leiden deutsche Geldanleger derzeit überdurchschnittlich stark unter negativen Realzinsen. Das heißt: Die Inflation fällt höher als die Rendite von Bundesanleihen aus, sowohl bei kurzen als auch bei langen Restlaufzeiten.
Trotz des negativen Jahresauftakts kann man dem gelben Edelmetall ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren, schließlich hält sich der Goldpreis seit Mitte Dezember über der Marke von 2.000 Dollar. Dies dürfte unter anderem auf die zahlreichen Kriege (Ukraine, Gaza-Streifen) und geopolitischen Krisen (z.B. Taiwan, Rotes Meer, Chinesisches Meer) zurückzuführen sein. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass diese demnächst verschwinden werden. Auf lange Sicht dürften die folgenden Kaufargumente eher an Bedeutung gewinnen als verlieren:
- Länder reduzieren ihre Abhängigkeit von Reservewährungen wie dem Dollar
- Gold ist frei von Kontrahenten- oder Ausfallrisiken
- Gold gilt als global handelbare Krisenwährung
- Langfristiger Kaufkrafterhalt über Generationen hinweg
- Kein Totalverlust bei Goldmünzen bzw. -barren möglich
Fazit: Eine Währung, deren Menge sich nicht auf Knopfdruck kostengünstig und unbegrenzt vermehren lässt, verfügt mehr denn je über viel Charme und Attraktivität.
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