Inflation und Zinsen im September kräftig gestiegen
29. September 2022
Eine steigende Tendenz gab es im September vor allem beim Dollar, den Zinsen und den Teuerungsraten zu vermelden. Letztere haben beim gelben Edelmetall bislang noch nicht zu einer verstärkten Nachfrage des geführt.
Werden die Notenbanker nervös?
Der September stand ganz im Zeichen wichtiger Notenbanken, schließlich hat neben der US-Notenbank Fed auch die Europäische Zentralbank ihren Leitzins um 75 Basispunkte erhöht. Jenseits des Atlantiks fiel der Zinserhöhungszyklus besonders heftig aus, schließlich schlug innerhalb von etwas mehr als sechs Monaten eine Anhebung um 300 Basispunkte zu Buche. Bei den Zinserhöhungsrunden der Vergangenheit ließen sich die Notenbanker deutlich mehr Zeit (siehe Grafik). Nachdem die Währungshüter das Inflationsproblem monatelang beschwichtigt hatten, wollen sie nun über höhere Leitzinsen den massiven Kaufkraftverlust eindämmen.
Und die Sorgen scheinen durchaus berechtigt zu sein, schließlich wurde mit 45,8 Prozent p.a. bei den deutschen Erzeugerpreisen für August ein rekordhoher Anstieg gemeldet, der höchste seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1949. Dies stellt kein gutes Omen dar, schließlich gelten die Erzeugerpreise als bewährter Frühindikator für die Entwicklung der Konsumentenpreise. So meldete das Statistische Bundesamt Ende September eine von 7,9 auf 10,0 Prozent beschleunigt Inflationsrate, was unter anderem auf den Wegfall von Neun-Euro-Tickets und Tankrabatt zurückzuführen war. Eine solch hohe Teuerungsrate gab es in Deutschland letztmals vor über 70 Jahren zu beklagen.
Stand: 29.09.2022, Quelle: Bloomberg
Je höher die Renditen, desto höher das Risiko
Erfahrungsgemäß wirken auf den Goldpreis mehrere Kräfte, die manchmal stärker und manchmal weniger stark zum Tragen kommen. Aktuell gewichten die Akteure in diesem Zusammenhang zwei Faktoren besonders stark: die Dollarstärke sowie den Zinsanstieg. Beiden wird eine negative Korrelation zum gelben Edelmetall nachgesagt. Schwache Aktienmärkte sowie das erhöhte Inflationsniveau, die den Goldpreis „normalerweise“ begünstigen sollten, werden gegenwärtig eher ignoriert. Über kurz oder lang dürfte bei Anlegern der Aspekt „Vermögensschutz via Gold“ wieder an Bedeutung gewinnen, schließlich erhöhen die deutlich gestiegenen Zinsen auch das Ausfallrisiko festverzinslicher Wertpapiere.
Natürlich wäre es vermessen, aufgrund fehlender Zinszahlungen Gold ein geringeres Risiko als Staatsanleihen bester Bonität zu attestieren, allerdings sollte man bei der Anlageklasse Anleihen folgendes nicht vergessen: Ihr Wert basiert ausschließlich auf dem Vertrauen, dass der Emittent der Anleihe die Zinsen bei Fälligkeit zahlen und den Nominalbetrag der Anleihe am Ende der Laufzeit in vollem Umfang zurückzahlen wird. Und ein weiterer Punkt sollte mit Blick auf die ungewisse Lage in Europa nicht außer Acht gelassen werden: Angesichts einer aktuellen Geldentwertung im fast zweistelligen Prozentbereich und der enorm gestiegenen Geldmengen, Schuldenberge und EZB-Bilanzsumme stellt sich die Frage nach der künftigen Kaufkraft der Gemeinschaftswährung Euro. Mit Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage kann man hier nicht gerade von glänzenden Perspektiven sprechen.
Lange Rede, kurzer Sinn: „Gold ist Geld – alles andere ist Kredit“.
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