Goldpreis vollzieht starken Rebound
28. November 2022
Nach mehrmonatiger Durststrecke winkt dem Goldpreis im November der erste Monatsgewinn seit März dieses Jahres. Zwei Tage vor dem Monatsultimo wird auf Dollarbasis ein Plus von 7,9 Prozent und in Euro gerechnet ein Wertzuwachs um 3,1 Prozent angezeigt.
Marktsentiment hellt sich auf
Damit gelang dem Edelmetall aus charttechnischer Sicht ein klarer Ausbruch aus dem seit Anfang März gebildeten Abwärtstrendkanal, was unter chartorientierten Investoren als klares Kaufsignal interpretiert wird. Aber auch unter fundamentalen Aspekten haben sich die Perspektiven der altbewährten Krisenwährung deutlich aufgehellt. So meldete zum Beispiel der World Gold Council für das dritte Quartal 2022 einen kräftigen Anstieg der physischen Goldnachfrage von 921,9 auf 1.181,5 Tonnen, was gegenüber der vergleichbaren Vorjahreszeitraum einem Anstieg um 28,2 Prozent entspricht (siehe Tabelle).
Goldnachfrage im dritten Quartal 2022 (in Tonnen)
Nachfrage | Q3 2021 | Q3 2022 | Diff. (% p.a.) |
---|---|---|---|
Schmucksektor | 515,1 | 581,7 | 12,9 % |
Technologiebranche | 83,4 | 76,7 | -8,0 % |
Elektronik | 69,0 | 62,8 | -9,0 % |
andere Industrien | 11,6 | 11,3 | -2,6 % |
Dentalbranche | 2,8 | 2,5 | -10,7 % |
Investment | 232,8 | 123,8 | -46,8 % |
Barren & Münzen | 258,9 | 351,1 | 35,6 % |
ETFs und ähnliche Produkte | -26,0 | -227,3 | -774,2 % |
Notenbanken | 90,6 | 399,3 | 340,7 % |
Goldnachfrage (ohne OTC) | 921,9 | 1.181,5 | 28,2 % |
Stand: 28.11.2022; Quelle: World Gold Council
Relativ schwach haben sich die Bereiche Technologie (-8,1 Prozent p.a.) und physisch hinterlegte ETFs (minus 227,3 Tonnen) entwickelt, während die Marktsegmente Schmuck (+12,9 Prozent p.a.), Barren & Münzen (+35,7 Prozent p.a.) und Notenbankenkäufe (+340 Prozent p.a.) ein starkes Comeback verzeichnet haben. Besonders interessant: Von Januar bis September wurde mit 131,3 Tonnen die Münz- und Barrennachfrage deutscher Geldanleger (131,3 Tonnen) lediglich vom bevölkerungsreichsten Land der Welt China (156,9 Tonnen) übertroffen. Diese Entwicklung zeigt, dass der Besitz von physischem Gold alles andere als ein „Auslaufmodell“ angesehen wird.
US-Inflation: Haben wir das Schlimmste überstanden?
Steil bergauf ging es mit dem Goldpreis nachdem in der zweiten Novemberwoche für die USA eine Teuerungsrate in Höhe von 7,7 Prozent p.a. (Oktober) gemeldet worden war. Analysten hatten eine jährliche Inflation von 8,0 Prozent prognostiziert. Damit haben auf einen Schlag die Zinsängste markant nachgelassen, was sich am FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group besonders gut ablesen lässt. Innerhalb eines Monats hat sich nämlich die Wahrscheinlichkeit für eine XXL-Zinserhöhung in Höhe von 75 Basispunkte von 43 auf 30 Prozent reduziert. Derzeit gilt ein Zinsschritt um 50 Punkte nach oben (70 Prozent) als wahrscheinlichstes Szenario für die letzte Fed-Zinsentscheidung dieses Jahres.
Da sich in Deutschland die Inflationsrate aktuell auf 10,4 Prozent p.a. beläuft und mit Bundesanleihen bei einem Jahr bzw. zehn Jahren Laufzeit lediglich Renditen von etwas mehr als zwei Prozent möglich sind, spricht aufgrund der daraus resultierenden negativen Realzinsen viel für den Besitz von Gold, schließlich haben die internationalen Notenbanken in den vergangenen zehn Jahren per Saldo Nettogoldkäufe zwischen 254,9 Tonnen (2020) und 656,2 Tonnen (2018) getätigt, was deren Goldbestände um über 5.100 Tonnen ansteigen ließ.
Fazit: An den Goldmärkten haben die Zinssorgen spürbar nachgelassen und der Krisenwährung zu einem kräftigen Rebound verholfen. Sollte als nächstes die bei 1.800 Dollar verlaufende 200-Tage-Linie signifikant übertroffen werden und diese zudem nach oben drehen, wäre dies als starkes charttechnisches Trendwechselsignal zu interpretieren. Unter fundamentalen Aspekten spricht auf lange Sicht derzeit ohnehin nichts gegen das Aufstocken der eigenen Goldreserven.
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