Goldpreis legt im Mai Atempause ein
25. Mai 2023
An den Goldmärkten haben die Akteure offensichtlich das Motto „Sell in May and go away“ beherzigt. Zum Monatsstart kletterte das gelbe Edelmetall auf ein Jahreshoch von mehr als 2.060 Dollar, um nachfolgend wieder auf 1.952 Dollar abzurutschen.
Den USA droht Zahlungsunfähigkeit
Sollten sich Demokraten und Republikaner im Streit um ein Anheben der Schuldenobergrenze von derzeit 31,4 Billionen Dollar nicht einigen, droht den USA bereits am 1. Juni die Zahlungsunfähigkeit (siehe Chart). Der Staat wäre dann zwar nicht pleite, könnte allerdings seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und müsste deshalb einen sogenannten „government shutdown“ durchführen, der sich in einem weitreichenden Stillstand vieler US-Behörden (Haushaltssperre) niederschlagen würde. Dies war in den vergangenen Jahren bereits des Öfteren der Fall – zuletzt während der Amtszeit von Donald Trump zum Jahreswechsel 2018/2019. Mit einer Dauer von 35 Tagen erwies sich die damalige Haushaltssperre als bis dato längste.
An den Finanzmärkten scheint man derzeit nicht mit dem Worst-Case-Szenario zu rechnen, schließlich markierte zum Beispiel der DAX am 19. Mai mit 16.332 Punkten ein neues Allzeithoch. Auch der Dollarindex, der die US-Währung mit einem Korb von sechs anderen wichtigen Währungen (Euro, Yen, Kanadischer Dollar, Schwedische Krone, britisches Pfund und Schweizer Franken) vergleicht, tendierte ebenfalls bergauf und markierte im Monatsverlauf ein Zweimonatshoch.
Dies und wachsende Zinssorgen haben die Stimmung an den Goldmärkten belastet und zu der leichten technischen Korrektur geführt. Mittlerweile hat sich die Wahrscheinlichkeit, dass wir Ende des Jahres niedrigere US-Leitzinsen als heute sehen werden, signifikant reduziert. Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group war hier gegenüber dem Vormonat eine kräftige Reduktion von 94 auf 68 Prozent registriert worden.
Leicht nachlassende Inflation
Während in den USA für den Monat April ein leichter Rückgang der Inflation von 5,0 auf 4,9 Prozent p.a. registriert worden war, reduzierte sich in Deutschland die jährliche Teuerungsrate von 7,4 auf 7,2 Prozent. Damit wird der von der EZB und Fed favorisierte Wunschwert von rund zwei Prozent aber weiterhin deutlich überschritten. Weil sowohl europäische als auch US-amerikanische Staatsanleihen Renditen bieten, die sich deutlich unter den jeweiligen Teuerungsraten bewegen (-> negative Realzinsen), ist bei dieser Form der Geldanlage der systematische Kaufkraftverlust vorprogrammiert. Und daran dürfte sich bis auf Weiteres kaum etwas ändern, schließlich sind höhere Zinsen durch die hochverschuldeten Staaten nicht zu stemmen und deutlich niedrigere Inflationsraten eher unwahrscheinlich. In der Vergangenheit erwiesen sich negative Realzinsen in der Regel als vorteilhaftes Marktumfeld für Gold.
Auf lange Sicht positive Perspektive für Gold
Übrigens: Bei der jüngsten US-Haushaltssperre während des Jahreswechsels 2018/2019 hat sich der Goldpreis in den Monaten Dezember und Januar um mehr als acht Prozent verteuert. Selbst, wenn es in den USA im Schuldenstreit zu einer Last-Minute-Einigung zwischen Demokraten und Republikanern kommen sollte, droht dem Goldpreis wenig Ungemach. An dessen auf lange Sicht positiven Perspektiven ändert sich dadurch absolut gar nichts.
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